Nach dem Frühstück heute morgen machten wir uns gegen 9h auf den Weg Richtung Intu Africa Camelthorn Lodge. Über die B1, eine geteerte Straße, ging es knapp 3 Std ununterbrochen geradeaus. Wir hielten zwischendurch an einem Supermarkt, um noch etwas Wasser zu kaufen. Irgendwann mussten wir links abbiegen auf die C21, eine Schotterpiste mit 100er Geschwindigkeitbegrenzung. Möglich, aber nicht mit unserem Renault Duster. Wenn wir überlegten, dass uns anfangs ein Ford Fiesta angeboten wurde .. Ähm nein. Der Duster war auf jeden Fall nötig. Wir fuhren also mit 60, manchmal auch 80, über die steinige Piste. Vielen Autos begegneten wir hier nicht. Aber auch auf der B1 war nicht viel los. Ein Mann kam uns in seinem Fahrbahn glättenden Wagen entgegen und grüßte freundlich.
Vorbei an trockenen Feldern, Sandhügeln und grauen Kameldornbäumen mit riesigen Nestern sahen wir tatsächlich auch ein Skelett eines mittelgroßen Tieres. Vielleicht ein Oryx? Dann ging es wieder rechts ab auf die D1268 und wir fuhren durch eine rote Wüstenlandschaft. Mitten im Nirgendwo sagte uns eine freundliche Stimme: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Wir fuhren ca 1 km weiter bis zu einem großen Tor auf dem Intu Africa Camelthorn Lodge stand. An dem Tor wurden wir freundlich begrüßt, wir hinterließen Name und Kennzeichen und fuhren weitere 6 km über eine Sandstraße. Spätestens hier benötigte man einen Geländewagen. Wer also mit einem Ford Fiesta hier durch möchte, wird arg zu kämpfen haben. Man wartete bereits auf dem Parkplatz mit einem kühlen Glas Apfelsaft auf uns. Unsere Unterkunft lag also mitten in einem Reservat. Nur wenige Meter vor uns war ein Wasserloch, an dem sich zwei Streifen Gnus aufhielten und einige Oryxe. Auch der ein oder andere Springbock lief hier frei rum. Nicht zu vergessen die süßen kleinen „echten Erdhörnchen“ (ground squirrels). Zwischen unserer Terrasse und den Tieren gab es keine Begrenzung bis auf eine kleine knöchelhohe Mauer aus gestapelten Steinen. Aus dem Pool, der am Restaurant bzw vor der Bar lag, trank ein Oryx. Dieser nutzte die Gelegenheit, dass gerade keine Menschenseele in der Nähe war.
Gegen 16:30 ging es auf unsere erste Safari oder auch „Game Drive“. Unser Guide war super drauf! Wir saßen mit 3 weiteren Pärchen im Jeep, welcher natürlich keine Fenster hatte. Zunächst sahen wir einige Oryx, Springböcke und kleine süße Löffelhunde. An einer von den Lodge Inhabern gestellte Futterstelle sahen wir dann einen Wasserbock, mehrere Elantilopen mit einem Jungen, welches noch die Nabelschnur mit sich rum trug, und ein paar Zebras, die allerdings schnell flüchteten. Auch das Kirk-Dikdik, eine der kleinsten Antilopen der Welt, huschte ebenfalls vorbei.
Beim Fahren über die roten Sanddünen hat der Guide alles vom Auto abverlangt. Der Geruch der heiß gewordenen Kupplung lag uns in der Nase, wir hielten oben auf der Kante der Düne und genossen den Ausblick. Zwischendurch sahen wir einige Vogelarten, darunter eine Riesentrappe und mehrere Strauße. Auch ein paar alleingelassene Straußeneier lagen unter manchen Bäumen. Wir kamen zu einem Tor und hielten an. Der Guide erzählte uns, dass hinter dem Zaun mal zwei Löwen wohnten, ein männlicher und ein weiblicher. Der männliche sei an einer Krankheit gestorben, der weibliche lebe noch in dem 500 ha großen Reservat. „If you are lucky, you will see the lion. If you are not lucky, you will not see the lion.“ So einfach ist das.
Er öffnete das Tor, wir fuhren durch und hinter sich schloss er es wieder. An dem ersten Wasserloch lag ein toter Oryx. Kein Löwe in Sicht. Wir hielten alle weiterhin Ausschau, der Guide sah auf den Boden und erkannte ein paar Spuren. Nach den ersten fünf Minuten rief unser Guide: „There is the lion!“ Auf der Kante der Sanddünen beobachtete die Löwin uns wahrscheinlich schon lange bevor wir sie gesehen hatten. Unser Guide fuhr näher heran. So nah, dass die Löwin mit den Zähnen fletschte. Sie stand auf, starrte uns an und legte sich dann ganz gemütlich wieder hin. Wahnsinn! Ich war etwas angespannt, vertraute aber darauf, dass der Guide wusste, was er tat.
Wir verabschiedeten uns von der Löwin und fuhren wieder in das Gebiet hinter den Zaun. Anschließend genossen wir den Sonnenuntergang bei einem kühlen Cider und lernten ein Pärchen aus Fürstenau kennen. War ja klar. Dass die Welt nicht all zu groß ist, wurde uns ja schon mehrmals vor Augen geführt. Dann ging es zurück zur Lodge, wir aßen Oryx Steak und Lammkeule und tranken ein weiteres Windhoek Lager. Bei dem wunderschönen klaren Sternenhimmel, in dem man sogar die Milchstraße erkannte, gingen wir zu Bett.