Das Amazonasbecken

Für uns ging es heute sehr früh zum Flughafen, so holte uns der Taxifahrer bereits um 05:30 Uhr ab, sodass wir um 06:00 Uhr da waren. Der Flug nach Puerto Maldonado ging nur 40 Minuten und von oben sahen wir schon worauf wir uns freuten: Ein riesiger Fluss, der sich durch den Regenwald schlängelte. 

Puerto Maldonado liegt an der Grenze zu Bolivien und Brasilien und gehört zum Amazonasbecken. Der Fluss Madre de Dios, den wir bereits aus dem Flugzeug gesehen hatten, mündet in Manaus, Brasilien in den Amazonas. Wir werden die nächsten 3 Tage und 2 Nächte im Tambopata Nationalpark verbringen, genauer gesagt in der Monte Amazonico Lodge. 

Vom Flughafen holte uns ein freundlicher Taxifahrer ab, der uns erzählte er habe 8 Geschwister, was in seiner Generation so üblich war. Er selbst habe aber nur 2 Töchter, eigentlich wollte er nur 1 Kind, aber das könne man ja nie so genau planen. 😀 Wir erreichten den Ort Puerto Maldonado ca. 20 Minuten später und mussten dann leider noch 1 Std. warten bis es für uns weiterging, da wir die ersten Kunden waren und noch weitere eintreffen sollten. Mit einem kleinen Bus ging es zum Hafen, wo wir von einem gewaltigen Regenschauer mit Blitz und Donner begrüßt wurden. Der Regenwald zeigte sich von seiner besten Seite. Nach ca. 10 Minuten klarte der Himmel auf, sodass wir ins Boot steigen konnten. Damit ging es dann 1 Std. über den Fluss bis zur Lodge. Wir checkten in unser Zimmer ein, welches sich am Rand der Anlage in einer kleinen Hütte befand. Neben unserer Hütte ging ein Weg in den Wald hinein, vor dem ein Schild mit der Aufschrift „nicht ohne Guide hineingehen“ stand. Willkommen im Amazonasgebiet!

Nach dem Mittagessen startete direkt unsere erste Aktivität: Ein Besuch der Affeninsel. Dafür fuhren wir mit dem Boot auf die andere Seite des Flusses und wanderten dort ca. 30 Minuten in eine Richtung, um nach Affen Ausschau zu halten. Am Ende des Wanderweges hieß es, es seien keine Affen da, also kehren wir wieder um. Ich hatte ein wenig das Gefühl unser Guide hatte keine Lust, da er auch schnurstracks umdrehte und zügig vorneweg lief. Ohne Affensicht ging es also wieder zurück zur Lodge. Nach einer kurzen Pause wartete die nächste Aktivität auf uns: Eine Kaimansuche vom Boot aus. Dafür fuhren wir in unserem hölzernen Kahn im Dunkeln in Ufernähe und unser Guide leuchtete mit einer riesigen Lampe nach reflektierenden Augen. Tatsächlich sahen wir mehrere kleinere Kaimane, die sich im Wasser aufhielten. Der Wasserstand sei wohl noch recht hoch, da die Regenzeit gerade erst vorbei sei. Wen wir aber am Ufer sahen, waren kleine Capybaras, die aussahen wie große Meerschweinchen und tatsächlich die größten Nagetiere der Welt sind. Danach ging es für uns zum Abendessen und schließlich fielen wir mal wieder müde ins Bett.

Am nächsten Tag mussten wir früh raus, da wir Tiere sehen wollten. Also ging es um 05:15 Uhr nach einem Kaffee aufs Boot und wir fuhren ein kurzes Stück flussaufwärts zum Eingang des Nationalparks Tambopata. Dort wanderten wir 3 km zum Sandoval See und hatten auf dem Weg einige Tiersichtungen: Eine Tarantula (Vogelspinne), mehrere Common Squirrel Monkeys und Brown Capuchin Monkeys. Am Ende des Holzwanderweges, stiegen wir in ein großes Paddelboot um, mit dem es zunächst durch einen schmalen Kanal ging, bis wir den Sandoval See erreichten. Vom Boot aus sahen wir einige Vögel und was das Beste war: sogar die seltene Otterfamilie (Giant River Otter). Diese sind vom Aussterben bedroht und im Sandoval See lebt noch eine dreiköpfige Familie. Wir können uns also wirklich glücklich schätzen diese gesehen zu haben. Außerdem sahen wir einige Piranhas, die wir mit Brot füttern durften. Ein Hoatzin, ein Truthahn ähnlicher Vogel, saß auf einem Ast und zeigte uns seine prächtigen Flügel. Er ist einer der wenigen Vögel, die sich vegetarisch ernähren und ähnlich wie Kühe Bakterien verwenden, um die Blätter gut zu verdauen. Wir machten einen kurzen Stopp an Land, um unsere Frühstückstüte zu snacken und paddelten dann weiter einmal um den See herum. An einer Stelle des Sees fragte uns der Guide, ob wir noch etwas Brot übrig hätten, platzierte dies auf seinem Paddel, hielt es raus aufs Wasser und rief nach „Coco“. Ein paar Minuten später tauchte ein Augenpaar aus dem Wasser in der Ferne und schwamm auf unser Boot zu. Dieses Augenpaar gehörte zu dem Black Kaiman, welcher 2 Meter lang war und tatsächlich vom Paddel des Guides fraß. Der Anblick war gruselig und beeindruckend zugleich. Coco verweilte noch etwas bei uns bis wir uns verabschiedeten und weiterpaddelten. Zurück im Kanal sahen wir eine kleine Schildkröte, die sich auf einem Stein sonnte und dabei von einem Schmetterling attackiert wurde. Der Sonnenplatz war wohl begehrt. Wir machten uns schließlich wieder auf den Weg zurück und erreichten die Lodge pünktlich zum Mittagessen. Neben unserer Hütte lief ein Agouti entlang und suchte scheinbar nach etwas Futter. 

Am Nachmittag wartete noch ein Canopy Walk auf uns: Wir stiegen einen 30 Meter hohen Turm hinauf und gingen über zwei Hängebrücken, um mitten in dem Baumkronen zu stehen. Die Hängebrücken wackelten ohne Ende, aber irgendwie war die Aussicht doch lohnenswert. Anschließend ging es direkt zur Nachtwanderung, für die wir Gummistiefel bekamen und dem Guide durch den Matsch hinterherstapften. Noch in der Hotelanlage stand ein Baum, an dem er uns eine Vogelspinne zeigte, die ihr Nest dort gehegt hatte, indem eine kleine Babyvogelspinne sichtbar war. Ich war über mich selbst verwundert, dass ich sogar diese ein wenig niedlich fand.

Mit Taschenlampen leuchteten wir unsere Umgebung ab. Jeder Schritt wurde vorher inspiziert und auch auf die Dinge über einem musste man achten, da immer mal ein Ast tiefer hing und man nichts berühren sollte. Man bedenke: Alles im Amazonas will dich töten. Ich war eingemurmelt in Kapuze und Tuch, sodass eigentlich nur noch meine Augen rausguckten. 😀

Im Matsch sahen wir eine rot-weiß-schwarz gestreifte Schlange (Königsotter) und mussten aufpassen, dass wir nicht drauftraten. Ansonsten sahen wir tatsächlich nicht viel, nur noch eine riesige Schnecke und gelegentlich kleinere Spinnen an den Büschen neben uns. Unser Guide suchte noch nach einer Boa, die sich oft an einem bestimmten Ort aufhielt, aber leider fanden wir sie nicht. Also ging es zurück zum Abendessen und danach direkt ins Bett. 

Wie eigentlich jeden Tag klingelte der Wecker früh – um 04:00 Uhr war bereits Abfahrt am Bootsanleger. Diesmal packten wir uns wärmer ein, denn wir hatten eine 1,5 Std. Fahrt vor uns und die Sonne war noch nicht aufgegangen. Es ging flussaufwärts, vorbei am Hafen Puerto Maldonado, bis zu einer hohen Lehmkante am Ufer. Dort sollten sich Papageien versammeln, die meist in den frühen Morgenstunden am Lehm leckten, um Mineralien aufzunehmen. Tatsächlich sahen wir einen ganzen Schwarm der Blaukopfpapageien und der „Blassen Papageien“ – letztere sind komplett grün bis auf einen weißen Fleck, der wie Mehl oder ein Futterfleck aussieht, woher sie auch ihren Namen „Mealy Parrot“ haben. Ein paar gelbe und blaue Aras flogen als Pärchen über uns hinweg. 

Auf dem Rückweg hatten wir die glückliche Begegnung mit einem Faultier im Baum. Es war das Dreifinger-Faultier und nach Costa Rica hatte ich gar nicht mehr damit gerechnet erneut ein Faultier sehen zu können. Was eine Überraschung!  Zurück in der Lodge frühstückten wir in Ruhe, packten unsere Sachen und wurden mit dem Boot nach Puerto Maldonado gebracht. Auf dem Weg sahen wir den Amazonas Eisvogel und mehrere Seitenhalsschildkröten auf schwimmenden Baumstämmen. In Puerto Maldonado verbrachten wir noch einige Stunden, da unser Flug erst um 17:20 Uhr nach Lima ging. Im Restaurant Burgos gab es Chaufa Reis und eine Terrasse mit Ventilatoren, also verweilten wir die meiste Zeit dort. Anschließend ging es mit einem Motokar (Tuktuk) zum Flughafen und von dort innerhalb von 1,5 Std. nach Lima. Mit einem Uber fuhren wir zur Unterkunft, welche wir uns dieses Mal mit unserem Gastgeber teilten. Unten im Haus war eine Pizzeria, in der wir uns eine Margherita teilten und nach einer wohl verdienten Dusche (endlich ohne Mücken und Spinnen) zufrieden schlafen gingen. 

Landeanflug im Regenwald
Begrüßung des Regenwaldes
Unser Zimmer (im Dunkeln)
Affeninsel bei Puerto Maldonado
Capybara
Holzboot mit Taschenlampe
Sonnenaufgang
Tarantel im Versteck
Blasser Papagei
Weg zum Sandoval See
Totenkopfäffchen (Common Squirrel Monkey)
Hauben Kapuzineräffchen (Brown Capuchin Monkey)
Riesiger Flussotter
Hoatzin
„Coco“, der schwarze Kaiman
Schildkröte
Canopy Walk
Hausspinne der Hotelanlage
Königsotter
Sonnenaufgang
Fischer
Blasse Papageien und Blaukopfpapageien
Links sieht man auch Aras
Faultier

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