Wir haben heute eine lange Strecke vor uns und standen daher um 6:00 auf. Bzw schaute ich mir kurz um 5:30 das rote Licht des Sonnenaufgangs an und dann gab es Frühstück.
Wir hatten relativ schnell alles gepackt und waren abfahrtbereit. Ein ganzes Stück ging es noch am Lago General Carrera entlang, bis wir dann der Carretera Austral weiterfolgten Richtung Cochrane. Lange ging es am türkisblauen Rio Baker vorbei, der wirklich richtig knallblau leuchtete. Noch vor dem Ort Cochrane bogen wir ab auf eine etwas kleinere Straße, weil wir durch den Nationalpark Patagonia fahren wollten, auch bekannt als der Serengeti von Chile.
Der Park ist kostenlos und führt 63 km über Schotterpiste durch eine grüne Oase. Überall sieht man Guanacos grasen und kleinere Bäche entlangschlängeln. Wir halten Ausschau nach dem Puma, finden ihn nicht, dafür einen vermeintlichen Condor. Insgesamt fuhren wir 2-3 Std durch den Park, welcher wirklich einer der schönsten bisher war. Und eine kleine Safari hat uns auch mal wieder Spaß gemacht.
Urplötzlich stehen wir schon an der Grenzkontrolle. Mit uns ist noch ein weiteres Pärchen dort. Was wir leider nicht wussten: Um diese Grenze passieren zu können, muss man sich vorher anmelden und eine Ausreisebestätigung „Salvoconducto“ erhalten. Das geht einfach über eine Website (pdichile.cl), wenn man Internet hat. Zum Glück hatten wir eine chilenische Simkarte, denn Wifi gab es hier nicht. Eigentlich steht dort sogar, dass man 5 Tage vorher die Anmeldung beantragen soll, aber bei uns funktionierte es innerhalb von 45 Minuten.
Nachdem wir alles geklärt hatten, unsere Papiere und die des Autos gestempelt bekamen, ging es in 10 km zur Einreise Argentiniens. (Man darf übrigens auch keinerlei Früchte, Gemüse oder tierische Produkte aus-/einführen.) Das Büro in Argentinien sah wesentlich spartanischer aus und dort wurde nichts mit Computern erledigt, sondern per Hand in Bücher eingetragen. Aber auch da lief dann alles glatt, sodass wir erfolgreich einreisen durften.
Die Landschaft änderte sich schlagartig. Der Wind nahm noch mal wesentlich zu und die Umgebung wurde staubig, flacher und trocken. Kaum ein Baum war zu sehen. Überall sahen wir leere Seen, auf denen es aussah, als würde eine Salzlake übrig bleiben. Der Staub wehte uns nur so um die Ohren und die Autotüren flogen uns beim Aussteigen beinahe aus der Hand, wenn wir nicht aufpassten.
Die Landschaft erinnerte mich stark an Utah mit ihren roten Felsen und Canyons. Die Straße (immer noch Schotter – ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann wir das letzte Mal auf einer Teerstraße fuhren) wurde sehr viel breiter und zog sich lange einfach nur geradeaus.
Wir erreichten den Ort Lago Posadas, der wie eine Geisterstadt wirkte. Kaum Menschen zu sehen und verlassen wirkende, kleine Häuser. Im Ort fanden wir eine Tankstelle, nur hatten wir noch kein Bargeld, da wir ja über einen Grenzübergang gefahren sind, der sehr sehr spartanisch war. Der Tankwirt begrüßte uns freundlich und verneinte leider meine Frage, ob man mit Karte zahlen könnte. Sie haben gerade kein Internet, weshalb das Kartenlesegerät nicht funktioniere. Aber er könne chilenische Pesos annehmen und tauschen. Wir tankten 19,8 L Nafta (Super, welches in Chile „93“ hieß) für 22000 CLP. Das schien uns preislich zu passen. Ich verstand den Tankwirt sehr viel besser als die Chilenen, da er ruhiger und langsamer sprach. Mit vollem Tank fuhren wir zum See, wo wir uns über die App „iOverlander“ (funktioniert auch offline) einen wilden Stellplatz rausgesucht hatten.
Über eine kleine Sandstraße erreichten wir den Platz am Wasser, wo vier Bäume standen, sehr viele Büsche und kleinere Dünen ein wenig Windschatten spendeten. Wir aßen die Nudeln, die wir noch vom Mittag übrig hatten und kühlten zwei Flaschen Bier im Seewasser. Wir waren die einzigen hier bis das Pärchen von der Grenze kurz vorbeischaute. Die zwei waren im Ort untergekommen und machten einen Abstecher zum See.
Wir zogen uns dann relativ früh in den Van zurück, weil der Wind echt stark war. Unser Camper schwankte und wackelte, sodass wir kurz zweifelten, ob wir hier sicher stehen. Wir fuhren noch mal ein Stück die Sandstraße zurück, da dort etwas mehr Büsche rundherum standen und dadurch noch windgeschützter war. Hier konnten wir beruhigt schlafen.