Gletscherwanderung Falljökull

Zum Frühstück wollten wir heute eigentlich in dem Aufenthaltsraum des Gästehauses mitgebrachtes Müsli essen, allerdings war der Raum noch stockfinster und abgeschlossen. Daher ging es ohne Kaffee, dafür mit Banane los zurück in Richtung Westen zum Vatnajökull, dem größten Gletscher Islands und Europas. An dem ersten Ausläufer des Gletschers, namens Skaftafell, sollte heute unsere Gletscherwanderung starten, wo wir uns um 11h trafen.

Ausgestattet mit Helm, Eispickel und Steigeisen saßen wir im Bus, der uns ca. 15 Minuten offroad zum Anfang der Wanderung bringen sollte. Die Landschaft, die wir durchfuhren, sah wirklich aus wie von einem anderen Planeten. Schneebedeckte Berge und unter uns eine huckelige Piste aus schwarzem Sand und Geröll. Zwischendurch mal eine gefrorene Wasserfläche auf dem Boden, die unser Busfahrer entspannt durchbrach und durchfuhr. 

Wir erreichten den Ausläufer namens Falljökull, was „fallender Gletscher“ bedeutet und starteten dort mit der eigentlichen Wanderung. Zunächst ging es schwarze, sandige Berge hinauf, wo wir schließlich unsere Steigeisen anzogen. Es war wichtig, dass wir unserem Guide in einer Linie folgten und genau dahin traten, wo er hintrat, denn an manchen Stellen auf dem Eis kann es gefährlich werden, wenn man nicht aufpasst wo man hintritt. Auf keinen Fall wollten wir hinfallen und anfangen hinunterzurutschen, denn dann hätte es keinen Halt mehr gegeben, da das Eis aalglatt ist, wenn kein Schnee darauf liegt und man mit einer unglaublichen Geschwindigkeit hinuntergebrettert wär. Auf keinen Fall wollten wir in einer der Eismuränen landen, die bis zu hundert Meter tief sein können und deren Löcher sich manchmal unter einer Schicht Schnee verstecken. Ein Glück hatten wir Indra dabei, der genau wusste, wo er hintrat und uns somit sicher über den Gletscher führte.

Es ging recht hoch hinauf, was ich vorher nicht erwartet hatte, denn wir waren auf der Tour „Glacier Explorer“ und nicht bei der „Glacier Extreme“, wo man Eiswände hinabklettert. Aber ich war positiv überrascht! Die Aussicht war wirklich grandios und es war ein unglaubliches Gefühl auf einem Eisfeld herumzukraxeln. Das Geräusch der Steigeisen, die sich in das Eis bohrten beruhigte mich sehr und gab mir ein sicheres Gefühl. Außerdem erklärte uns Indra, dass wir sobald wir eine Eisschicht bergab gehen, unser Gewicht nach hinten verlagern und unsere Eisen stampfend in den Boden rammen sollten. Keiner rutschte, alle waren happy, wie gut es funktionierte. Um uns herum immer mal wieder Muränen, die knallblau leuchteten und in eine kleine Eishöhle gingen wir sogar hinein. Das Licht war dank der isländischen Wintersonne unglaublich, die uns sogar noch einen blauen Himmel schenkte. 

Wir waren vier Stunden auf dem Eis unterwegs und haben super viele besondere Stellen entdeckt. Über schmalere Wege, die von hohen Eiswänden umgeben waren, erreichten wir eine größere Schneefläche für einen kleinen Snack. Dann ging es weiter hinauf und es fühlte sich an, als wären wir die einzigen hier, denn um uns herum, gab es nur blaues Eis und Schnee, sodass wir keine anderen Gruppen sahen. Unser Guide führte uns auf einen kleinen Berg, für den wir uns vorsichtshalber mit einem Seil sicherten, was aber nur dazu diente, dass es uns helfen konnte hinaufzuklettern. Langsam ging die Sonne wieder unter und es sah so aus als wäre sie an der selben Stelle doch eben erst aufgegangen. Das rote Licht veränderte den Himmel hinter uns in ein helles Lila, welches in einem wunderschönen Kontrast zu den weißen Bergen davor stand. Überhaupt war das hier ein reines Farbspektakel, und auch wenn ich mich wiederhole – es war wahnsinnig schön! Indra hämmerte uns Stufen ins Eis, damit jeder sicher hinunterkam. Voller Glück bedankten wir uns bei ihm für dieses einmalige Erlebnis.

Für uns ging es dann drei Stunden durch die Dunkelheit zurück in den Südwesten nach Skogsnes. Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht hatten, probierten wir unser Glück mit den Polarlichtern noch mal. Laut Prognose waren sie gegen Mitternacht im Norden sichtbar und tatsächlich sahen wir leicht grünliche Lichter am Himmel flackern. Was ein genialer Tag!

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