Rückfahrt von Tuschetien nach Tiflis

Da heute die lange Rückreise anstand, wollten wir zumindest den Morgen mit einer kleinen Wanderung starten. 

Unser Ziel war der Turm von Kvavlo, für den wir 340 Höhenmeter überwinden mussten. Der Weg war aber relativ easy und die Aussicht dort oben lohnenswert. Auf den letzten Metern stand ein Pferd mit Fohlen mitten auf dem Weg, sodass wir uns vorsichtig drumherum schlichen. Um den Blick zum Turm zu erhaschen, mussten wir an einem offenen Wohnhaus vorbei, wo ein Mann saß, der uns durchwinkte. Von dort oben hatten wir eine tolle Sicht auf das Dorf Dartlo und dessen Schlucht. Der Weg hinab ging schnell, sodass wir insgesamt 1,5 Std unterwegs waren. Mittlerweile war es 9 Uhr und wir frühstückten gemeinsam. Die Männer, die gestern Abend noch Party gemacht haben – darunter auch Suliko – sahen etwas fertig aus und hatten aber bereits die nächste Dose Bier in der Hand. 

Dann kam eine Drohne angeflogen (:D), an der ein Becher voll Djadja hing. Die Männer tranken ihn leer, füllten ihn wieder auf und schickten die Drohne wieder los. Die Tuschen lassen sich hier wirklich was einfallen. Wir machten uns langsam auf den Weg in Richtung des Dorfes wo Suliko herkommt und hielten an einer Quelle, die besonders gut gegen den Kater sei. Suliko berichtete, dass es schwer sei Georgier zu sein, denn die Trinkkultur sei nicht leicht. Er versuche immer wenig zu trinken, aber es klappt wohl nie. 😀

Bei bestem Wetter fuhren wir einen Berg hinauf, von dem man alle Orte auf einmal sehen konnte, die wir die letzen Tage besichtigt hatten. Als wir kurz vor Sulikos Dorf waren, trafen wir ein anderes Auto mit Gvancas Freunden, die davon berichteten, dass deren Auto leider eine Panne hatte. Also wollten wir uns alle in Omalo treffen, um zu sehen, wie es weitergehen konnte. Sulikos Dorf sah man von der Straße aus, auf der wir unterwegs waren, aber mit dem Auto konnte man es nicht erreichen. Es war direkt an einer Bergkante gebaut und er erzählte, dass man damals überlegte Kleinkinder an Seilen zu befestigen, damit sie nicht aus Versehen hinunterfielen. Ob das nur ein Scherz war, konnte ich nicht wirklich einschätzen. 

Zurück in Omalo, organisierte Suliko eine Art LKW, der das Auto abschleppen sollte. Wir teilten uns auf, einige wurden von anderen Autos mitgenommen und zwei blieben noch eine weitere Nacht in Omalo, um das mit dem Auto zu regeln. Wir machten uns langsam auf den Weg, hielten einige Male für eine Pause an und trafen immer wieder Leute, die Suliko kannten. Als wir an einem deutschen Auto vorbeifuhren, rief die Frau darin, dass sie ihn kenne und erwähnte seine Doku. Die zwei unterhielten sich kurz und als wir weiterfuhren, sprach Suliko immer wieder davon, was das doch für eine schöne Frau gewesen sei. Er käme zum Glück übermorgen wieder nach Tuschetien. 😀

Ich war etwas nervös, weil die Strecke sehr holprig und gefährlich ist und es schon langsam dunkel wurde. Wir hielten an der Ranger Station und unser Fahrer quatschte mit den Männern dort. Hier in Georgien hat man auf jeden Fall ein anderes Zeitgefühl, alles ist entspannt, manches dauert länger als geplant und jeder ist sehr spontan. Als wir oben an dem Pass ankamen, trafen wir den LKW, der das Auto abschleppen sollte. Suliko sprach kurz mit ihm und holte sich einen Kaffee, den er allerdings fast gar nicht trank, da das meiste bei der Fahrt überschwappte. Dann fing Suliko an zu singen. Er sang ein georgisches Lied tief aus dem Herzen. Das schien auch ihn wieder wachzurütteln.

Nachdem wir die Serpentinen erfolgreich überwunden hatten, entspannte ich mich wieder. Die Straßen waren mittlerweile wieder geteert und wir hielten an einer manuellen Waschanlage. Das Auto wurde noch schnell gewaschen, aber „schnell“ bedeutete in diesem Fall eher 30 Minuten. Als wir wieder im Auto saßen, fragte er uns, ob wir kurz bei seiner Schwester einen Kaffee trinken wollten. Wir klopften also um 22:00 bei ihr an der Tür, sie und ihre zwei Kinder öffneten uns und boten uns Kaffee an. Suliko bat seinen Neffen für uns zu singen und dies instrumental zu begleiten. Nachdem auch seine Nichte uns ein Lied vorspielte, erfuhren wir, dass sein Neffe zum ersten Mal vor Fremden gesungen und gespielt habe. Sie seien es gewohnt, dass ihr Onkel ab und an Gäste vorbeibringt, aber er bringe nicht jeden mit. Dieser Abend war einfach nur besonders. Ich habe nichts erwartet und bin einfach wieder sehr beeindruckt von dieser Gastfreundschaft. Aus dem „kurzen Besuch“ wurde natürlich eine ganze Stunde. 😉

Die Rückfahrt dauerte eine Ewigkeit. Um 1h nachts waren wir immer noch nicht in Tiflis, dafür versorgte uns Suliko mit kalten Getränken. Um 2:30 erreichten wir unser Airbnb, nachdem wir uns von Suliko verabschiedet und ein Taxi in die Altstadt genommen hatten. 

Rückfahrt
Khachapuri

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