In der Nacht hörten wir immer den Regen gegen das Zelt prasseln, wobei „prasseln“ eigentlich zu sanft klingt. Der letzte Tag im Torres del Paine bricht an.
Frühstück gab es ab 6:30, wir brachten vorher unsere Backpacks ins Schließfach und konnten dann entspannt frühstücken. Heute stehen noch mal ca. 22 km an und wir freuten uns schon auf das warme Bett später in Puerto Natales. Die Nacht war etwas kalt und wir waren nach dem gestrigen nassen Ende leicht unmotiviert.
Es ging zunächst steinig leicht berghoch, später etwas stärker berghoch. Wir kamen vorbei an der Laguna Los Patos und kraxelten danach weiter hoch bis zum Mirador Grey, von wo aus man einen tollen Blick über den Grey See hatte und auch bis zum Gletscher schauen konnte. Aber es war auch extrem windig. Wir mussten wieder ordentlich dagegen halten, um nicht umgefegt zu werden. Ab hier mussten wir uns dann entscheiden: Gehen wir weiter bis zum Sector Grey, um dem Gletscher näher zu sein? Wir hatten die Uhr im Blick, denn um 18:15 mussten wir am Pier sein, um mit dem Catamaran über den See Pehoé zu fahren. Und was dabei etwas merkwürdig ist: es gilt First come – First Served. Obwohl wir Tickets hatten, kann es also sein, dass wir nicht mitfahren durften. Da wir bis zum Mirador aber so gut durchgekommen sind und nur 2 Std gebraucht hatten, entschlossen wir uns weiterzugehen und waren mittlerweile voll motiviert.
Es ging erstmal bergab, dann noch mal ein kleines Stück bergauf und schließlich nur noch bergab. Dass mussten wir dann auf dem Rückweg auch alles wieder hochgehen. Der Weg war aber relativ einfach, bis auf zwei schwierige Stücke, die es etwas steiler und schmal hinunterging. Wir erreichten nach nur 3:30 Std. den Sector Grey und damit den Ausblick auf den Gletscher Grey. Das war gleichzeitig auch das Ende (oder der Anfang) des W-Treks, denn danach geht es nur aus anderer Richtung weiter für die Leute, die den O-Trek gehen, über den John Garner Pass. Da es windig, kalt und leicht am fisseln war, hielten wir es dort nicht lang aus und machten uns auf den Rückweg. Eine kurze Lunchpause im Refugio Grey musste natürlich trotzdem sein. Zurück hatten wir dann zunächst den Anstieg vor uns, vorbei an mehreren Wasserquellen, einem kleinen Canyon und als wir den Mirador Grey wieder erreicht hatten, ging es nur noch bergab. Nach 7:24 Std waren wir wieder am Camp Paine Grande, hatten 24 km gerockt und das bei 1050 Höhenmetern.
Unser W-Trek war geschafft! Was für ein Gefühl! Die erste Mehrtageswanderung und dann gleich in einer so grandiosen Landschaft, umgeben von unendlichen Bergpanoramen, Gletschern und Gletscherseen. Und wenn wir nun so zurückblicken, hatten wir extremes Glück mit dem Wetter! Eigentlich sahen wir immer blauen Himmel und hatten nur gestern 2 Std Regenschauer. Sturm und Wind gehört hier nun mal dazu, aber auch was die Sichtweite angeht, hatten wir immer sehr viel Glück.
Im Restaurant wärmten wir uns erstmal etwas auf und tranken ein Abschlussbier. Nach den 4 Tagen wandern hatten wir 84 km auf der Uhr und insgesamt 4361 Höhenmeter. Füße und Knie freuten sich jetzt auch auf Erholung.
Da wir so früh zurück waren, überlegten wir sogar einen Catamaran eher zu nehmen und ggf dann auch einen Bus eher zurück nach Puerto Natales. Als im Restaurant plötzlich alle aufstanden und zum Pier gingen, hatten wir unsere Hoffnung schon fast verloren, denn so waren wir die letzten in der Schlange. Vor uns stand ein Guide, welcher erzählte, es würden 80 Personen auf die Fähre passen und er zähle vor uns schon 100. Wenn der Mechaniker des Bootes nicht mitfährt, würden wohl auch mal 100 bis 120 drauf gelassen. Das gab uns allerdings auch zu Bedenken. 😀
Langsam ging es los, die Leute vor uns bewegten sich und wurden auf das Boot gelassen. Wir schafften es als die letzten aufs Boot und mussten mit ca. 20 weiteren oben auf dem Deck sitzen. Es war kalt, aber dafür hatten wir eine schöne Sicht auf das türkise Wasser des Lago Pehoé und die umgebenden grünen Berge. Bezahlt wird auf dem Boot, aber da wir Online Voucher hatten, mussten wir uns trotzdem eine Karte abholen, um sie beim Aussteigen abzugeben.
Wir saßen gemeinsam mit zwei Amerikanerinnen, die wir auf unserem W-Trek immer wieder trafen und oft schon gemeinsam zu Abend gegessen hatten, in einem Café am Bootsanleger und warteten auf den folgenden Catamaran, denn der Bus war zwar schon da, fuhr aber nicht eher. Also spielten wir Mau-Mau und freuten uns über die Wärme.
Mit dem Bus ging es dann von „Pudeto“ zurück zur Ranger Station, wo vor 5 Tagen alles angefangen hatte. Wir fuhren vorbei an der Bergkulisse, die von Weitem noch mal viel imposanter wirkte, als wenn man direkt drumherum wandert. Ich schwelge in Gedanken und bin sehr dankbar für die tolle Zeit, die wir hier im Nationalpark Torres del Paine hatten. Ein letztes Guanaco steht auf der Wiese, interessiert sich nicht für uns Vorbeifahrenden und grast seelenruhig auf dieser Seite des Nationalparks. Tiere haben wir auf den Wanderwegen nämlich nahezu keine gesehen (bis auf den Condore und mal einen Hasen).
Um 21:45 erreichten wir Puerto Natales. Wir gingen zum Airbnb, nahmen unser großes Gepäck entgegen, welches wir dagelassen hatten, räumten die Rucksäcke aus, um alles trocknen zu lassen, tranken ein letztes Austral Pale Ale und fielen dann müde ins ultraweiche Bett.